Süsskirschen - Glück und Hybris
Mein Kumpel Bunkerklaus (von dem noch öfter die Rede sein wird) kam eines Tages mit der Ankündigung, er hätte eine Menge Süsskirschen geerntet, die er nicht an die Markthalle loswerden würde - und ob ich nicht etwas schmackhaftes daraus mache wolle. Natürlich stimmte ich begeistert zu und wir planten gleich ein mehrfaches Erlebnis: Aufgesetzten wollten wir herstellen, Likör und leckersten Kirschwein. Und bald darauf stand ich vor 30 Kilo der besten, schwarzen Süsskirschen, die sich denken lassen.
Für den Aufgesetzten übergossen wir die entkernten Kirschen einfach mit einem billigen Korn! (Billig! Aus gehabten Grund!) und liessen sie abgedeckt stehen. Nach einem Vierteljahr konnten wir erstmals kosten - und es wurde ein unvergesslicher Abend.
Für den Likör ging ich genauso vor wie seinerzeit mit dem Holunder. Der mit Dampf gewonnene Saft wurde mit ein wenig Zucker und einem ordentlichen Schlag Korn versetzt. Sehr lange warten mussten wir nicht: schon nach wenigen Wochen konnten wir mit einem aussergewöhnlichen Tröpfchen der Firma Eckes in Nieder-Olm Konkurrenz machen.
Nun packte mich der Ehrgeiz: Ein erlesener Kirschwein sollte es werden. Dafür arbeitete ich besonders genau und berechnete die Zutaten mit dem Taschenrechner anstatt mit dem Daumen. Dass ich diese hier nicht wiedergebe, wird Ihnen sicher noch klarwerden ... Die Gärung verlief genau nach Plan, der entstandene Wein klärte sich, roch nach Kirschen mit einer zarten Alkoholnote und schmeckte - wie eingeschlafene Füsse. Und nicht nur das: Nach wenigen Wochen war das Ergebnis braun wie Putzwasser und der anfangs zarte Duft entwickelte sich immer mehr in Richtung Hafenbecken. Fünf Liter davon stehen immer noch hier 'rum ....
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