Nicht lange danach fand ich auf einem Spaziergang mit meiner damaligen Gattin drei Pflaumenbäume, um die sich offenbar schon ewig keiner kümmerte. Erst stillen wir unsere Lust an den zuckersüssen Früchten, fanden es dann aber zu schade. Erst banden wir die T-Shirts zu - dann die Jeans - und fültten sie bis zum Rand. Die Nachbarn waren ziemlich entgeistert, als wir nur mit Unterwäsche bekleidet, dafür aber mit Unmengen Pflaumen in unseren Kleidern, daheim anlangten

Die Pflaumen wurden zu Saft und Likör verarbeitet und schmeckten vorzüglich. Um Wein daraus zu machen, der ansonsten vorzüglich schmeckt, besass ich damals noch nicht die nötige Erfahrung. Dennoch war er durchaus trinkbar und ist längst durch Geniesserkehlen gerieselt.

Am Anfang war es eigentlich nur ein Gag mit meinen Kindern. Im Spätsommer zogen wir hinaus und sammelten. "Papa - was sammeln wir denn eigentlich?" Da war ich zunächst völlig überfragt, was zum Kuckuck sammelt man eigentlich um diese Jahreszeit? Überall hing der reife Holunder in fetten Dolden herum, warum also nicht Holunder? "Hey, guckt mal, überall reifer Holunder - los den sammeln wir ein!"

Gesagt getan. Und was macht man dann mit all dem Segen? Das Internet verriet mir, dass man ausser Marmelade (wie uncool!) auch Likör draus herstellen könnte. Und damit sind wir schon beim ersten Rezept: auf einen Liter dampfentsafteten Holunder kommen 400 ccm Zucker (den man im Holundersaft aufkocht) und eine Flasche billiger Weinbrand. Man sollte dabei wirklich das billigste Pennerdiesel nehmen, das die beiden grossen Discounter anbieten. Ein edler Cognac hat viel zuviel Eigengeschmack. den kriegen Sie nie mehr aus Ihrem Likör raus.

Aber ach - es war nach Herstellung etlicher Likörflaschen noch jede Menge Holunder übrig. Was also tun? Ein Gartencenter gab die Antwort, indem man mir den "Kitzinger" verkaufte. Das ist ein kleines Heft - ein Füllhorm des Wissens für den heimischen Obstweinerzeuger. Der restliche Holundersaft bekommt noch einen kräftigen Schubs Zucker, den Saft einiger Zitronen denn ganz ohne Säure mag's die Hefe nicht, die zum guten Schluss hinzukommt. Nehmen Sie lieber keine Bäckerhefe, denn sonst bildet sich kaum Alkohol und Ihr Wein schmeckt prima nach Hefezopf. Im Gartencenter Ihres Vertrauens gibt es eine Vielzahl von Hefesorten für Weine und Obstweine. Ich habe mit Portwein, Bordeaux und Sherryhefen prima Ergebnisse erzielt.

Und so verfuhr ich mit dem restlichen Holunder. Es waren fast 15 Liter, nachdem ich den Holundersaft rezeptgemäss mit Wasser verdünnt hatte. Und nach einigen Wochen des Blubberns war das Ergebnis durchaus trinkbar. Aber: Der Geschmack des Holunders ist weiss Gott nicht jedermanns Sache und - es waren ganz entschieden ein paar "Umdrehungen" zuviel drin. Mehr als ein Glas auf einmal bin ich nie losgeworden.

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