Wir zogen wieder Mal im Herbst durch Wald und Flur, da fiel uns ein Wingert auf, der mehr als unordentlich abgeerntet war. Der Fahrer des Vollernters muss geradezu besoffen gewesen sein, denn alle fünf Meter hingen die Reben noch auf der einen Seite in voller Pracht, auf der anderen Seite war der Weinstock regelrecht abgefräst.

Ruck-Zuck waren die Bütten, die wir wohlweislich immer im Kombi spazierenfuhren, randvoll und ich stand im Keller wieder mal vor der Bescherung. Mit ein wenig Zucker und ebensowenig Wasser wurde eingemaischt. Aber weis der Kuckuck warum - es wollte und wollte nicht gären. Mit allen Tricks aus dem Kitzinger brachte ich die Brühe doch noch zum Blubbern, aber, um es kurz zu machen, das Herstellen von "Chateau Claque", oder wie diese Spezialitäten heissen, überlasse ich künftig der Zunft der Winzer. Guter Wein ist bei uns so preiswert, dass sich dieser Aufwand einfach nicht lohnt. Und der Geschmack ist nicht so, dass ich damit hätte angeben wollen.

Wie es immer so geht: Plötzlich sagen sich Gäste an! Die zu allem Überfluss inzwischen daran gewöhnt sind, dass es was besonders leckeres geben muss. Ich begann zu grübeln und zu "Googlen".

Nun, da nimmt man 100 Gramm Kaffee und kocht ihn zehn Minuten mit einem halben Liter Wasser auf. Nachdem man das starke Gebräu durch einen Kaffeefilter gejagt hat, gibt man 400 Gramm Puderzucker dazu und rührt fleissig um. Nach dem Erkalten gibt man einfach 400 ccm Sahne sowie eine Flasche billigen Weinbrand hinzu.

Nach gutem Kühlen nennt ein namhafter Hersteller das Zeug "Baileys" und ich bekam an dem betreffenden Abend vier Heiratsanträge von vier ansonsten glücklich verheirateten Damen. Übrigens: Wenn man statt Kaffee Kakao nimmt (nee, kein Kaba, wir sind nicht im Kindergarten), dann nennt man das Ergebnis "Lumumba".

Intensives Studium brachte mich darauf, dass man Wein lieber aus Sauerkirschen machen sollte. Der bereits erwähnte Bunkerklaus steuerte 60 Kilo Schattenmorellen bei und das Ergebnis sollte dann geteilt werden.

Mein aus Selbstüberschätzung erfolgtes Missgeschick sollte sich nicht wiederholen. Grundsätzlich war ja das Verfahren schon richtig, deshalb ging ich genauso vor, wie bei den verunfallten Süsskirschen. Die Gärung war von Anfang an ziemlich heftig, was vermutlich an dem höheren Säuregehalt lag. Trotzdem dauerte es einige Monate, bis sich das Ergebnis geklärt hatte und nix mehr aus dem Gärspund blubberte. Nun konnte der Wein von der Hefe abgezogen und sofort verkostet werden. Mann, was war das eine Offenbarung!!! Gut, ziemlich stark war das Gebräu, aber das Aroma war schlicht fantastisch.

Unter viele Ooooh's und Aaaah's wurde verkostet und schliesslich konnte ich nicht mehr genau sagen, wie ich in's Bett gekommen war. Aber der Bann war gebrochen.

Eines Tages gab's tiefgefrorene Himbeeren im Sonderangebot. Da gab es kein langes Überlegen und Schwupps war der Einkaufswagen wohlgefüllt.

Zuhause angekommen brauchte ich die bereits angetauten Himbeeren kaum noch zu vermatschen, das hatten die schon von selbst erledigt. Mit Wasser verdünnt und mit Zucker vermischt brauchte nur noch Hefe dazu und nach etlichen Wochen war etwas Herrliches entstanden. Kümmerliche Reste befinden sich heute noch in meinem Besitz, denn leider gab es dieses Sonderangebot bisher nicht wieder.

Heute, im Juli 2014, sind auch diese Reste längst eine verträumte Erinnerung.

Mein Kumpel Bunkerklaus (von dem noch öfter die Rede sein wird) kam eines Tages mit der Ankündigung, er hätte eine Menge Süsskirschen geerntet, die er nicht an die Markthalle loswerden würde - und ob ich nicht etwas schmackhaftes daraus mache wolle. Natürlich stimmte ich begeistert zu und wir planten gleich ein mehrfaches Erlebnis: Aufgesetzten wollten wir herstellen, Likör und leckersten Kirschwein. Und bald darauf stand ich vor 30 Kilo der besten, schwarzen Süsskirschen, die sich denken lassen.

Für den Aufgesetzten übergossen wir die entkernten Kirschen einfach mit einem billigen Korn! (Billig! Aus gehabten Grund!) und liessen sie abgedeckt stehen. Nach einem Vierteljahr konnten wir erstmals kosten - und es wurde ein unvergesslicher Abend.

Für den Likör ging ich genauso vor wie seinerzeit mit dem Holunder. Der mit Dampf gewonnene Saft wurde mit ein wenig Zucker und einem ordentlichen Schlag Korn versetzt. Sehr lange warten mussten wir nicht: schon nach wenigen Wochen konnten wir mit einem aussergewöhnlichen Tröpfchen der Firma Eckes in Nieder-Olm Konkurrenz machen.

Nun packte mich der Ehrgeiz: Ein erlesener Kirschwein sollte es werden. Dafür arbeitete ich besonders genau und berechnete die Zutaten mit dem Taschenrechner anstatt mit dem Daumen. Dass ich diese hier nicht wiedergebe, wird Ihnen sicher noch klarwerden ... Die Gärung verlief genau nach Plan, der entstandene Wein klärte sich, roch nach Kirschen mit einer zarten Alkoholnote und schmeckte - wie eingeschlafene Füsse. Und nicht nur das: Nach wenigen Wochen war das Ergebnis braun wie Putzwasser und der anfangs zarte Duft entwickelte sich immer mehr in Richtung Hafenbecken. Fünf Liter davon stehen immer noch hier 'rum ....

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